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Gutenberg 2.0: Löst Amazon die neue Medienrevolution aus?

Obwohl in Deutschland noch viele Verbraucher nichts von E-Books und digitalem Lesen wissen wollen, lassen sich die Lesegeräte international offenbar gut verkaufen. Wissenschaftler und Journalisten generieren die notwendigen Informationen für ihre Arbeit aus dem Netz. Das digitale Lesen von gescannten Büchern, wie unter anderem bei Google Books möglich, wird längst von vielen Usern genutzt.
Mittlerweile stehen den Usern viele verschiedene Geräte zur Verfügung, um die E-Books zu lesen. Deshalb häufen sich in letzter Zeit die Berichte über Umsatzgewinne, die mit E-Books erzielt werden. Vor allem die Umsatzzahlen des Online-Händlers Amazon für den amerikanischen Markt scheinen stark zu wachsen. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurden dort für 100 Hardcover Bücher 143 elektronische Bücher verkauft. Deshalb werden Stimmen laut, die eine Revolution des Buchmarkts befürchten.
Allerdings sind diese Befürchtungen nur sehr eingeschränkt zutreffend. E-Books sind als Produkt nur begrenzt mit Büchern vergleichbar. Zum einen muss man die Anschaffung und Lebensdauer eines Lesegeräts kalkulieren, das wohl kaum den individuellen Stellenwert eines signierten Buchs hat. Zum anderen ist fraglich, wie lange die Kompatibilität der Dateien mit neueren Geräten gegeben sein wird.
Wer ein E-Book kauft, wird weder auf gedruckte Bücher verzichten noch seine Bibliothek auflösen. Im Gegensatz zur digitalen Fotographie hat das digitale Buch (noch) keine überragenden Vorteile für den Verbraucher. Ein Buch muss schließlich nicht nach einigen Stunden an die Steckdose angeschlossen werden. Selbst der Preis scheint momentan nicht den Ausschlag zu geben, auch wenn die Lesegeräte billiger werden.
Nicht zuletzt sind die Erfolgszahlen von Amazon selbst fragwürdig, da das Unternehmen den Umsatz mit gebundenen Büchern und E-Books nicht preisgibt. Taschenbücher sind offenbar nicht eingerechnet worden. Obwohl die Lesegeräte gut verkauft werden, ist damit nicht sicher, dass insgesamt mehr digitale Bücher als gebundene Ausgaben verkauft wurden.
Es besteht offenbar ein Interesse daran, digitales Lesen als kleine Medienrevolution zu verkaufen, weil damit der Druck auf die Verlage und ihre Preise erhöht werden kann. Die Zukunft des digitalen Lesens hat aber mit dem Internet schon längst begonnen. Doch damit werden gebundene Bücher keineswegs überflüssig noch abgeschafft. Trotz Glühbirnen und Energiesparlampen sind Kerzen schließlich nicht aus den Haushalten verschwunden. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass Amazon mit Lesegeräten und E-Books das gebundene Buch abschaffen wird. Allerdings werden die Verlage auf die digitale Konkurrenz in Zukunft reagieren müssen.